Seit Mai 2018 suchen wir nach der Geschichte von Wilen bei Wil mit Hilfe von Metalldetektoren, und dabei sind schon viele unglaublich spannende Objekte ans Tageslicht gekommen. Regelmässig publizieren wir ein neues Foto mit Begleittext zu unserer Suche oder zu den gefundenen Gegenständen auf Instagram. Die Fundbilder können Sie sich auch auf dieser Seite anschauen (die Texte dazu sehen Sie aber leider nur via Instagram).
Die Funde, die in Wilen bei Wil gemacht wurden, sind entsprechend mit dem Fundort gekennzeichnet. Alle anderen Funde stammen aus der grenznahen Umgebung. Begleiten Sie uns doch auf unserer Reise in die Vergangenheit:
Am 14. September 2024 fand der Nationale Tag der Bürgergemeinden und Korporationen statt. Auch die Bürgergemeinde Wilen beteiligte sich mit einem Programm.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Helferinnen und Helfern, die diesen Anlass zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Was wir an diesem Tag nochmals finden durften, ist so unglaublich, dass wir einen Teil unserer Geschichte gleich wieder neu schreiben können.
Die äusserst kleine Bürgergemeinde Wilen bei Wil besitzt zwar nur noch Bürgerwald, doch dieser Bürgerwald hat es in sich! Die aktuelle Bürgerpräsidentin Daniela Wiesli arbeitet nebenberuflich als freiwillige Mitarbeiterin für das Amt für Archäologie Thurgau, und da sie ebenfalls für die Betreuung des Wilener Geschichtsarchivs verantwortlich ist, kommt immer wieder Interessantes zur Geschichte des Dorfes Wilen an Tageslicht. Jedes Jahr werden den Ortsbürgerinnen und Ortsbürgern an der Bürgerversammlung somit auch die neusten archäologischen und historischen Erkenntnisse aus dem Dorf präsentiert.
In Zusammenarbeit mit weiteren Freiwilligen sucht Daniela Wiesli u.a. seit einigen Jahren im Wilener Bürgerwald nach archäologischen Funden. Sie besitzt eine Bewilligung für die Suche mit Metalldetektor, was spannende Entdeckungen möglich macht. So sind im Bürgerwald bereits auch schon römische und mittelalterliche Funde zum Vorschein gekommen. Am nationalen Tag der Bürgergemeinden und Korporationen wird Wilen ein Programm zur Archäologie im Bürgerwald im Wuereholz anbieten: Zum einen werden originale archäologische Funde präsentiert und Fragen dazu beantwortet. Plakaten können weitere Informationen zur Wilener Geschichte und zur Geschichte der Bürgergemeinde entnommen werden. Zum anderen wird Daniela Wiesli Führungen durch den Bürgerwald anbieten. Diese dauern ca. 45 Minuten und sollen auf archäologische und geologische Strukturen hinweisen. „Es ist mir wichtig, dass die Leute sehen, dass es nicht nur Bäume im Wald gibt. Wenn man den Blick auch mal auf den Boden richtet, lassen sich manchmal interessante Strukturen erkennen, wie beispielsweise Terrassierungen, alte Wege, Abbauflächen oder vielleicht sogar Grabhügel.“ Bei ihren Führungen wird Daniela Wiesli auch Erkenntnisse aus geophysikalischen Prospektionen einfliessen lassen. Aktuell werden im Bürgerwald beispielsweise gerade vier muldenartige Strukturen mittels Georadar auf ihre Entstehung hin untersucht. Was bei den Untersuchungen herausgekommen ist, wird am 14. September verraten. Ein Highlight des Programms soll zudem die Präsentation von einigen römischen und keltischen Fundstücken aus der Gemeinde Wilen sein, wie sie der Öffentlichkeit in diesem Rahmen zum ersten Mal gezeigt werden können. Denn ganz in der Nähe des Bürgerwalds befindet sich eine Flur, auf der schon unzählige römische und sogar einige keltische Votivgaben zum Vorschein gekommen sind.
Da nicht eingeschätzt werden kann, wieviel Publikum zu erwarten ist, wird es Verpflegung und Getränke nur im kleinen Rahmen geben. Das Ziel wird sein, sich auf die Inhalte der Präsentationen und Führungen zu konzentrieren. Die Veranstaltung findet von 10 Uhr bis 16 Uhr statt.
Aufmerksam auf die Veranstaltung wird in erster Linie im Wiler Gemeindeblatt und in den lokalen Zeitungen gemacht. Zudem gibt es einen Instagram Account (@wilenbeiwil), auf dem Daniela Wiesli regelmässig ihre Funde und News aus Wilen bei Wil publiziert.
Wuereholz. Foto Daniel LüscherRadspornTaschenmesser der Familie KnechtZaumzeuganhängerSchweizerdolchPortemonnaie aus den 1930er-JahrenSchuhschnalle
Wilen bei Wil ist ein kleines Dörfchen im schweizerischen Hinterthurgau. Im Westen schmiegen sich die Häuser an den Hummelberg, die südliche Grenze bilden die Egelsee-Höfe und das Ried, im Osten stösst die Gemeinde an das Wuereholz, den Vogelherd und Rickenbach und im Norden, da liegt das st. gallische Wil.
Über die Geschichte von Wilen wussten wir lange Zeit nur sehr wenig. Archivrecherchen ermöglichten zwar Einblicke in die letzten zweihundert Jahre, aber aus der Zeit davor waren nur Fragmente bekannt (dummerweise ist dann in den 1950er-Jahren auch noch ein Teil unseres Dorfarchivs einem Brand zum Opfer gefallen). Das Dorf musste arm gewesen sein, sehr arm. Wo die frühesten Häuser standen, liess sich nicht mehr sagen.
2018 entschlossen wir uns für ein anderes Vorgehen: weg aus dem Archiv, raus aufs Gelände. Das Amt für Archäologie Thurgau erteilte die Bewilligung für eine Geschichtssuche mit Metalldetektor. Zusammen mit jeweils bis zu 20 Sondengängern (allesamt ehrenamtliche Helfer von verschiedenen Kantonsarchäologien) untersuchen wir nun seit Mai 2018 die Felder, Wiesen und Wälder auf Zeugnisse der Vergangenheit. Niemals hätten wir gedacht, dass schon die Kelten und Römer hier im Gelände unterwegs gewesen sind. Und mit jedem Suchtermin kommen neue Artefakte zum Vorschein, die ein Bild des einstigen Lebens in Wilen bei Wil entstehen lassen.
Der Fotograf Daniel Lüscher begleitet die Suche immer und immer wieder. Der Künstler Martin Warth erweckte einige der gefundenen Metallabfälle zu neuem Leben, und regelmässige Ausstellungen und Publikationen halten Interessierte auf dem Laufenden.
Unsere Fundgegenstände bieten mittlerweile Einblick in folgende Themen:
Keltische und römische Votivgaben
Das Dorf und die Umgebung im Mittelalter
Den Zweiten Villmergerkrieg (1712)
Die gewerbliche Waldnebennutzung
Abgegangene Wege
Militaria
Das Kern-Suchteam besteht aktuell aus den folgenden Personen:
Zudem wurden wir von den folgenden Sondengängerinnen und Sondengängern unterstützt: Adrian Bogdan, Adrian Schoch, Benjamin Di Staso, Stefan di Staso, Sabrina Boll, Monika Reisel, Lukas Graf, Ueli Hänsenberger, Thomas Kiehl, Erik Heinrichson, Samuel Künzle, Bianca Lüthy, Sandro Lüthy, Wolfgang Niederberger, Massimo Beck, Sarah Chiha, Marcus Mohler, Markus Schultz, Christian Köstli, Jean-Luc Doppler, Thomas Maag, Philipp Eugster, Marion Stäheli, Alona Volk, Christopher Del Curto, Ruedi Guhl, Franz Joseph Nicolaus, Marcel Zimmermann, Christoph Zehnder
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Weitere Informationen zum Projekt finden Sie in den folgenden Beiträgen: