Am 13. und 14. September 2025 ist Wilen bei Wil Hauptaustragungsort der Europäischen Tage des Denkmals für den Kanton Thurgau. Wir haben das folgende Programm für Sie zusammengestellt und freuen uns auf Ihren Besuch bei uns im Dorf:
Offizielle Eröffnung mit anschliessendem Apéro, offeriert von der Gemeinde Wilen bei Wil
| Was | Eröffnungsfeier mit Apéro Mit Regierungsrätin Denise Neuweiler, Gemeindepräsident Michael Gieseck, Denkmalpfleger Giovanni Menghini und Kantonsarchäologin Simone Schmid |
| Wann | Samstag, 13. September 2025, 10.00–11.30 Uhr |
| Wo | Kirchen- & Gemeindezentrum, Freudenbergstrasse 9, 9535 Wilen bei Wil |
| Weiteres | www.kulturerbe-entdecken.ch |
Die Tage des Denkmals im Thurgau werden im Kirchen- und Gemeindezentrum eröffnet. Das diesjährige Thema „Architekturgeschichten“ stellt unser baukulturelles Erbe ins Zentrum. Unsere Denkmäler können etwas über die Vergangenheit erzählen, sie zeugen aber auch vom gesellschaftlichen Wandel im Laufe der Zeit. An mehreren Orten in und um Wilen bei Wil gehen wir der Frage nach, wie wir mit dem baukulturellen Erbe umgehen, wie wir es gestalten, verändern oder bewahren.

„… sollte man einige Bomben ins Städtlein werffen.“ – Die Belagerung und Kapitulation der Stadt Wil anno 1712
| Was | Vortrag von Werner Warth, Archivar und Leiter Stadtmuseum Wil Ausstellung von Bodenfunden aus der Zeit des Zweiten Villmergerkrieges von Daniela Wiesli |
| Wann | Samstag, 13. September 2025, Beginn 11.30 Uhr. Dauer des Vortrags ca. 30 Minuten. |
| Wo | Kirchen- & Gemeindezentrum, Freudenbergstrasse 9, 9535 Wilen bei Wil |
| Weiteres | www.kulturerbe-entdecken.ch |
Wil hat viele unruhige Zeiten erlebt. Im Mai 1712 wurde es aber ernst, als Zürcher und Berner Truppen, unterstützt von Thurgauern und Toggenburgern, vor Wil aufrückten. Es folgten Tage der Belagerung unter dauerndem Kanonenbeschuss. Die Zürcher Artillerie schlug damals in Wilen ihr Lager auf und beschoss Wil vom Standort des heutigen Türmlischulhauses aus. Beim Aufenthalt dieser Truppen im Dorf wurden viele Gebäude beschädigt oder zerstört.
Am 22. Mai 1712 begann bereits um sechs Uhr die Kanonade, heftiger und genauer gezielt als zuvor. Es wurden 200- bis 300-pfündige Kugeln verwendet, die die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzten. Dies genügte den verängstigten Wilern; Oberst Felber entschloss sich zur Übergabe der Stadt. Nachdem die Bedingungen einer Kapitulation niedergelegt waren, ritten die siegreichen Generäle Bodmer aus Zürich und von Wattenwyl für die Berner auf dem Hofplatz ein. Ganze sechs Jahre blieb Wil unter fremder Besatzung.

Belagerung von Wil 1712. Unbekannter Künstler.
Walter Schaufelberger, Blätter aus der Schweizer Militärgeschichte. Zürich 1995.
Auf den Spuren von Eduard Mörikes Peregrina. Eine Klangchronik
| Was | Eine literarisch-musikalische Reise Mit Graziella Rossi und Helmut Vogel (Sprecher), Muriel Schwarz (Sopranistin), Andrea Wiesli (Pianistin) und Daniela Wiesli (Textcollage) |
| Wann | Samstag, 13. September 2025, 14.00–15.30 Uhr |
| Wo | Kirchen- & Gemeindezentrum, Freudenbergstrasse 9, 9535 Wilen bei Wil |
| Weiteres | Eintritt frei, Kollekte. Platzreservation möglich (bitte per Mail an daniela.wiesli@wilenbeiwil.ch) www.kulturerbe-entdecken.ch |
| Sponsoren | Mit finanzieller Unterstützung durch: – ThurKultur – Dr. Heinrich Mezger-Stiftung – Schweizerische Interpretenstiftung – Privatpersonen |
Eine der prominentesten Einwohnerinnen des Hinterthurgauer Dorfes Wilen bei Wil war die geheimnisvolle Vagantin Maria Meyer, die vor über 200 Jahren eine kurze aber intensive Liebschaft mit dem jungen Theologiestudenten Eduard Mörike eingegangen war und ihre letzten Lebensjahre im noch heute existierenden Haus an der Freudenbergstrasse 10 in Wilen verbrachte. Mörike verarbeitete diese prägende Liaison, die ihn überhaupt erst zum Dichter gemacht haben soll, in seinem zu Weltruhm gelangten Roman «Maler Nolten». Die faszinierende Schöne wurde dort zum Urbild seiner «Peregrina». Mörikes Peregrina-Gedichte inspirierten wiederum berühmte (Schweizer) Komponisten wie Othmar Schoeck, Hugo Wolf und Hans Huber, die daraus Lieder schufen, die zu den schönsten und bedeutendsten Werken der Musik des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zählen.
Das Projekt «Klangchronik Peregrina» will diese rätselhafte Wanderin einem grösseren Publikum in Form eines spartenübergreifenden Konzerts mit Musik und Literatur erschliessen. Die Klangchronik gelangt am 13. September 2025 um 14 Uhr im Gemeindezentrum von Wilen bei Wil zur Aufführung – zu einem Zeitpunkt, wo die Europäischen Tage des Denkmals dieser konzertanten Lesung überregionale Aufmerksamkeit verleihen werden. Dabei wird Weltliteratur interdisziplinär ganz neu erfahrbar gemacht.
Ergänzend gibt eine von Daniela Wiesli kuratierte, begleitende Ausstellung mit archäologischen Wilener Funden aus dem 19. Jahrhundert einen Einblick in die damalige Lebenswelt der Peregrina.
Die «Klangchronik Peregrina» rückt eine ganz besondere Frau ins Zentrum, die dem Frauenbild des vorletzten Jahrhunderts in keiner Weise entsprach und die gerade dadurch eine Inspirationsquelle für einen der grössten europäischen Dichter und für einige der herausragendsten Lied-Komponisten ihrer Zeit wurde. In Deutschland ist der Stellenwert der Peregrina längst bekannt und in verschiedenen Büchern thematisiert. Das Projekt «Klangchronik Peregrina» will die für den Kanton Thurgau so bedeutende Maria Meyer auch im Bewusstsein der Region verankern und eine kulturelle Resonanz schaffen, die für die gesamte Ostschweiz von hoher Relevanz sein dürfte.
Für die Ausführung der Klangchronik Peregrina konnten vier preisgekrönte Kulturschaffende gewonnen werden, die seit Jahren gemeinsam in der Schweiz und im Ausland mit ihren interdisziplinären Programmen für Aufsehen sorgen. Federführend für das musikalische Konzept ist die Wilener Pianistin Andrea Wiesli, die für ihr künstlerisches Schaffen von SRF2 als «Musik- Detektivin» portraitiert und 2016 mit dem Förderpreis des Kantons Thurgau ausgezeichnet wurde. Die ebenfalls mehrfach ausgezeichnete St. Galler Sopranistin Muriel Schwarz übernimmt den Gesangspart der Peregrina- Lieder und wird dabei von Andrea Wiesli am Klavier begleitet. Die beiden renommierten Schauspieler Graziella Rossi und Helmut Vogel werden dem Publikum den Peregrina-Text in dramaturgisch virtuos-packender Weise vermitteln, den die Historikerin Daniela Wiesli aus «Maler Nolten» sowie weiteren überlieferten Quellen erstellt und zu einer Dialogform für die beiden Sprecher transformiert hat.

Andrea Wiesli (Pianistin) und Muriel Schwarz (Sopranistin). Foto Sir Robin Photography.

Helmut Vogel (Schauspieler und Sprecher) und Graziella Rossi (Schauspielerin und Sprecherin). Foto Daniel Lüscher.
Das Türmlischulhaus, ein Wilener Wahrzeichen
| Was | Besichtigung des Turms mit Aussicht |
| Wann | Samstag, 13. September 2025, 13–16 Uhr Kurzführungen um 14:00–14:15 und 15:30–15:45 |
| Wo | Kirchweg 10, 9535 Wilen bei Wil |
| Weiteres | Nicht rollstuhlgängig. Steile Zugangleiter zum Dach, enge Dachluke. Trittsicherheit erforderlich. www.kulturerbe-entdecken.ch |
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Schülerzahl in Wilen stark an, so dass ein neues Schulhaus gebaut werden musste: 1897 konnte das „Türmlischulhaus“ eingeweiht werden. Das Schulhaus an erhöhter Lage mit dem von weitem sichtbaren Glockentürmchen ist mittlerweile zum Wahrzeichen von Wilen geworden. Die Terrasse auf dem Dach des Schulhauses bietet zudem eine weitläufige Aussicht.

Das Türmlischulhaus in Wilen bei Wil.
Von der Lourdes-Grotte zum Siechenhaus. Ein Dorfrundgang
| Was | Geführter Spaziergang mit Eva Riediker, Archäologin |
| Wann | Samstag, 13. September 2025, 13.00–15.00 Uhr |
| Wo | Start beim Informationsstand, Kirchen- & Gemeindezentrum, Freudenbergstrasse 9, 9535 Wilen bei Wil |
| Weiteres | Strecke ca. 4 km, gute Kondition nötig. Ende des Spaziergangs beim Startpunkt. www.kulturerbe-entdecken.ch |
Ein Rundgang durch Wilen zeigt uns ganz unterschiedliche Architekturgeschichten auf: Die Lourdes-Grotte wurde 1911 erbaut, nachdem zwei Wiler Schwestern auf ihrer Lourdes-Wallfahrt eine Muttergottes-Statue erworben hatten und in Wilen den geeigneten Ort für eine Grotte sahen. 1941 wurde oberhalb des Gröttlis zusätzlich ein kleiner Glockenturm errichtet. Auch ein über hundertjähriger Bildstock, mit der Malerei des bekannten Glasmalers Albert Hinter versehen, zeugt von der Frömmigkeit der Wilener Bevölkerung. Südlich von Wilen schliesslich, im Egelsee, führte das Heiliggeistspital Wil ab dem 17. Jahrhundert ein Siechenhaus, das später zum Wohnhaus einer Bauernfamilie umgenutzt wurde.

Die Wilener Lourdes-Grotte.
Im alten Dorfkern
| Was | Hausbesichtigung mit Mitarbeitenden des Amts für Archäologie und den Hausbesitzern |
| Wann | Samstag, 13. September 2025, 15.00–16.00 Uhr |
| Wo | Egelseestrasse 2/4/6, 9535 Wilen bei Wil |
| Weiteres | Teilnehmendenzahl beschränkt, max. 20 Personen. Nicht rollstuhlgängig. Anmeldung über www.kulturerbe-entdecken.ch |
Die ersten Höfe in Wilen wurden im frühen 14. Jahrhundert erwähnt. Mit der Zeit entwickelte sich ein kleines Bauerndorf.
Die Erbauungszeit des Hauses an der Egelseestrasse 2b konnte mithilfe der Jahrringdatierung bestimmt werden. Es wurde im 17. Jahrhundert errichtet und ist damit das älteste erhaltene Gebäude in Wilen. Viele andere Häuser wurden während des 2. Villmergerkrieges 1712 oder bei Bränden zerstört. Erfahren Sie, wie die Jahrringdatierung funktioniert und wie die Baugruppe im Verlaufe der Jahrhunderte genutzt worden ist.

Alois Rosenast-Hinder mit seiner Frau Bertha vor dem angebauten Stickerhaus an der Egelseestrasse 4/6 in Wilen.
Kelten, Römer, Mittelalter. Archäologische Spuren rund um Wilen
| Was | Geführte Wanderung mit Eva Riediker, Archäologin und Daniela Wiesli, Lokalhistorikerin und Prospektionsmitglied des Amts für Archäologie Thurgau. |
| Wann | Sonntag, 14. September 2025., 13.15–16.15 Uhr |
| Wo | Start beim Oberstufenzentrum Ägelsee, Engistrasse 94, 9535 Wilen bei Wil |
| Weiteres | Strecke ca. 6 km, gute Kondition nötig. Auf halber Strecke wird ein Zvieri offeriert. Die Wanderung findet bei jeder Witterung statt. Teilnehmendenzahl beschränkt, max. 25 Personen. Anmeldung über www.kulturerbe-entdecken.ch |
Seit 2018 sucht ein Team von Detektorgängerinnen und Detektorgängern mit amtlicher Bewilligung nach der Geschichte des Dorfes Wilen. Diese Suche hat eine grosse Zahl archäologischer Objekte ans Tageslicht gefördert, die bis in die vorchristliche Zeit datieren. Begeben Sie sich mit uns auf eine Wanderung, bei der wir Sie zu den interessantesten Fundstellen führen: Von einer Flur mit keltischen und römischen Votivgaben über mittelalterliche Wege bis hin zu einem neuzeitlichen Abbaugebiet. Halten Sie Ausschau nach historischen Grenzsteinen und auffälligen Bodenstrukturen, lauschen Sie der Sage rund um das Fetzfräulein, teilen Sie Überlegungen zu einem möglichen Burgenstandort, hören Sie, wie der Vogelherd zu seinem Namen kam und betrachten Sie, was militärische Truppen in den letzten dreihundert Jahren im Boden zurückgelassen haben.

Detektorsuche in Wilen bei Wil. Foto Daniel Lüscher.
























































