Wilen sucht seine Geschichte

Wilen bei Wil ist ein kleines Dörfchen im schweizerischen Hinterthurgau. Im Westen schmiegen sich die Häuser an den Hummelberg, die südliche Grenze bilden die Egelsee-Höfe und das Ried, im Osten stösst die Gemeinde an das Wuereholz, den Vogelherd und Rickenbach und im Norden, da liegt das st. gallische Wil.

Über die Geschichte von Wilen wussten wir lange Zeit nur sehr wenig. Archivrecherchen ermöglichten zwar Einblicke in die letzten zweihundert Jahre, aber aus der Zeit davor waren nur Fragmente bekannt (dummerweise ist dann in den 1950er-Jahren auch noch ein Teil unseres Dorfarchivs einem Brand zum Opfer gefallen). Das Dorf musste arm gewesen sein, sehr arm. Wo die frühesten Häuser standen, liess sich nicht mehr sagen.

2018 entschlossen wir uns für ein anderes Vorgehen: weg aus dem Archiv, raus aufs Gelände. Das Amt für Archäologie Thurgau erteilte die Bewilligung für eine Geschichtssuche mit Metalldetektor. Zusammen mit jeweils bis zu 20 Sondengängern (allesamt ehrenamtliche Helfer von verschiedenen Kantonsarchäologien) untersuchen wir nun seit Mai 2018 die Felder, Wiesen und Wälder auf Zeugnisse der Vergangenheit. Niemals hätten wir gedacht, dass schon die Kelten und Römer hier im Gelände unterwegs gewesen sind. Und mit jedem Suchtermin kommen neue Artefakte zum Vorschein, die ein Bild des einstigen Lebens in Wilen bei Wil entstehen lassen.

Der Fotograf Daniel Lüscher begleitet die Suche immer und immer wieder. Der Künstler Martin Warth erweckte einige der gefundenen Metallabfälle zu neuem Leben, und regelmässige Ausstellungen und Publikationen halten Interessierte auf dem Laufenden.

Unsere Fundgegenstände bieten mittlerweile Einblick in folgende Themen:

  • Keltische und römische Votivgaben
  • Das Dorf und die Umgebung im Mittelalter
  • Den Zweiten Villmergerkrieg (1712)
  • Die gewerbliche Waldnebennutzung
  • Abgegangene Wege
  • Militaria


Das Kern-Suchteam besteht aktuell aus den folgenden Personen:

 

Zudem wurden wir von den folgenden Sondengängerinnen und Sondengängern unterstützt: Adrian Bogdan, Adrian Schoch, Benjamin Di Staso, Stefan di Staso, Sabrina Boll, Monika Reisel, Lukas Graf, Ueli Hänsenberger, Thomas Kiehl, Erik Heinrichson, Samuel Künzle, Bianca Lüthy, Sandro Lüthy, Wolfgang Niederberger, Massimo Beck, Sarah Chiha, Marcus Mohler, Markus Schultz, Christian Köstli, Jean-Luc Doppler, Thomas Maag, Philipp Eugster, Marion Stäheli, Alona Volk, Christopher Del Curto, Ruedi Guhl, Franz Joseph Nicolaus, Marcel Zimmermann, Christoph Zehnder

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Weitere Informationen zum Projekt finden Sie in den folgenden Beiträgen:

 

Impressionen